Handchirurgie

Das hochspezialisierte Fachgebiet der Handchirurgie umfasst die Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen, Fehlbildungen, Verletzungen und Verletzungsfolgen im Bereich der Hand, zum Teil auch der ganzen oberen Extremität sowie der peripheren Nerven am ganzen Körper, was fundierte Kenntnisse der Anatomie und der funktionellen Zusammenhänge sowie mehrjährige Erfahrung, ausgewiesene operative Fähigkeiten und Geschick voraussetzt.

Um diese umfassenden Fähigkeiten zu erlangen, musste bis Ende 2017 nach dem 6 Jahre dauernden Medizinstudium zunächst eine mindestens 6-jährige fachspezifische Weiterbildung in Allgemeinchirurgie, in Orthopädischer Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates, in Plastischer, Wiederherstellender und Ästhetischer Chirurgie oder in Kinderchirurgie abgeschlossen werden. Erst auf Basis dieser fachärztlichen Weiterbildung war es dann möglich, die mindestens 2-jährige zusätzliche Weiterbildung in Handchirurgie zu absolvieren, so dass letztlich eine mindestens 14 Jahre dauernde Aus- und Weiterbildungszeit bis zur Erlangung des Zusatztitels für Handchirurgie resultierte. Erst seit 2018 ist nach dem abgeschlossenen 6-jährigen Medizinstudium die direkte, mindestens 6-jährige Weiterbildung in Handchirurgie möglich.

Allgemeine Handchirurgie
Die Handchirurgie hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten zu einem eigenständigen Fachgebiet entwickelt.

Die vielfältigen Funktionen der Hand basieren auf dem reibungslosen Zusammenspiel einer Vielzahl von anatomischen Strukturen auf engstem Raum: An der Hand finden sich 27 Knochen (Handwurzel, Mittelhand, Finger) mit mehr als doppelt so vielen Gelenkflächen, über 30 Muskeln, viele teils komplizierte Beuge- und Strecksehnen, ein weitverzweigtes Netz von Blutgefässen sowie unzählige grössere und kleinere Nerven, deren präzise und gewebeschonende Präparation und Versorgung den standardmässigen Einsatz von optischen Hilfsmitteln wie Lupenbrille und Operationsmikroskop notwendig macht.

Angesichts der komplexen anatomischen Verhältnisse ist die Beherrschung von orthopädischen, plastisch-chirurgischen und neurochirurgischen Operationstechniken unabdingbar. Dies ist auch der Grund, weswegen die handchirurgische Ausbildung – wie oben aufgezeigt – sehr lange dauert.

Behandlungsspektrum der Handchirurgie:

Erkrankungen

  • Arthrosen (Gelenksabnützung)
  • Ganglien resp. Zysten (ausgehend von Gelenken oder Sehnenscheiden)
  • Sehnenentzündungen (z.B. schnellender Finger)
  • Nervendruckschäden (z.B. Karpaltunnelsyndrom)
  • Dupuytren-Kontraktur
  • Tumoren (ausgehend von Knochen oder Weichteilgewebe)
  • Motorische Ersatzoperationen bei Lähmungen
  • Fehlbildungen der Hand

Verletzungen/Unfall-Handchirurgie

  • Frische Verletzungen (z.B. Frakturen, Bänderrisse, Sehnen- und Nervenläsionen, Verbrennungen etc.)
  • Sekundäreingriffe nach Verletzungen (z.B. Korrektur von Fehlstellungen nach Knochenbrüchen, Rekonstruktion von Bändern, Sehnen, Nerven und Gefässen, motorische Ersatzoperationen)

Replantations- und Transplantationschirurgie

  • Wiederannähen von abgetrennten Gliedmassen
  • Verpflanzung von körpereigenem oder körperfremdem Gewebe